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Self-Drive Namibia

Namibia 🇳🇦

Palmwag Concession

Palmwag, Juli 2023

„You guys are having some fun?“. Ja, klar so könnte man das auch bezeichnen. John stapft lachend auf uns zu. Es ist kaum eine Woche her, da haben wir unseren Mietgeländewagen in Namibias Hauptstadt Windhuk übernommen, jetzt schaufeln wir wie die Blöden in der Nachmittagshitze unseren Toyota vom Sand frei. Wir stecken im Sand fest, keine hundert Meter von der stark befahrenen Küstenstraße zwischen Swakopmund und Walvis Bay.

 

Eigentlich wollten wir nur schnell auf die ca. 50 Meter hohe Küstendüne hinauf laufen, um von oben die tosende Brandung des Atlantiks und die im Meer versinkende Sonne zu beobachten. Trotz Warnungen von Christa ist Stefan einfach von der Asphaltstraße abgebogen. Am Fuß der Düne zu parken erschien viel bequemer, als die paar Meter in der Hitze zu laufen. Jetzt haben wir den Schlamassel, unser Auto hat sich bis zur Bodenplatte eingegraben. Christa ist kurz davor, die Nerven wegzuschmeißen.

Zum Glück bietet John jetzt seine Hilfe an.

Luft aus den Reifen ablassen, und dann zieht er uns hier rückwärts wieder raus. Hat er schon oft gemacht, es bleiben ja immer wieder Touristen liegen. Fünf Minuten später steckt auch sein Geländewagen im Sand fest. Stefan schiebt wie verrückt, bis sich John doch noch aus dem tiefen Sand raus schaukeln kann. „Such a shitbox“, schimpft er, ist jetzt aber auch ein wenig ratlos.

 

Unsere unbeholfenen Bemühungen, den Wagen wieder flott zu bekommen, bleiben glücklicherweise aber nicht unbemerkt. Drei Einheimische halten mit ihrer alten Karre am Wegesrand und laufen zu uns herüber. Eifrig diskutieren sie mit John in Afrikaans, was zu tun sei. Wir legen Feuerholz unter die Reifen, überprüfen noch einmal, ob Allrad und Differentialsperre aktiviert sind und wagen noch einen Versuch. Diesmal vorwärts. John zieht mit seinem Allradauto, alle anderen schieben und Zentimeter für Zentimeter arbeitet sich unser Toyota aus seinem Loch. Geschafft! Wir fallen uns erleichtert um den Hals. „Welcome to Namibia!“, meint John.

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Haben wir daraus gelernt? Natürlich nicht.

Namibias abenteuerliche Allradpisten im Nordwesten des Landes klingen zu verlockend. Namibia gilt zu Recht als Afrika für Einsteiger. Hier könnte man sehr bequem auf gut präparierten Schotterstraßen von Touristenattraktion zu Touristenattraktion, von Campingplatz zu Campingplatz und - wenn Geld keine Rolle spielt - von Lodge zu Lodge reisen, aber das ist uns eine Spur zu langweilig.

 

So stehen wir ein paar Tage später am Gate der Palmwag Concession, einem Schutzgebiet am Rande der Namibwüste. Zur Sicherheit erkundigt sich Stefan beim Ranger ob der Bedingungen am Track. „Only rocks, no sand“, meint der und winkt uns mit unserem Permit durch. Keine Frage, ob wir Erfahrung haben (na ja, ein wenig aus der Mongolei), ob wir Karten, genug Wasser und Essen dabei haben (haben wir, unsere Vorratsboxen sind prall gefüllt), wo wir eigentlich hin wollen (ins 200km entfernte Sesfontein). Obwohl das Gebiet halb so groß wie Oberösterreich und komplett abgelegen ist, hat er offenbar keine Bedenken, dass wir mit zwei Kindern losziehen. „Enjoy“, ruft er uns noch nach.

 

Vor uns tut sich eine grandiose Landschaft auf, eine rote Steinwüste leuchtet mit dem blauen Himmel um die Wette. Der Track selbst ist leicht zu finden: Der Pfad ist meist offensichtlich und auf unserer Karte am Handy ist jeder noch so kleine Weg eingezeichnet. Allerdings ist das Fortkommen mühsam. Wir sind selten schneller als 30km/h unterwegs, oft klettern wir im Schritttempo durch ausgetrocknete, steinige Flussbette.

 

Am späten Nachmittag halten wir bei einem einsamen Platz, machen mit dem mitgebrachten Holz Lagerfeuer und grillen Fleisch. Ein wenig Zeit bleibt dann noch, um Karten zu spielen und die Gegend zu erkunden, doch die Sonne versinkt jetzt im Südwinter relativ früh hinter der Hügelkette im Westen.

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Um 7 Uhr ist es stockfinster und es wird schnell empfindlich kalt.

Hedi und Mavie verziehen sich in eines der beiden Dachzelte, um zu lesen. Obwohl das Kreuz des Südens und die Milchstraße am Himmel strahlen, bleiben aber auch wir nicht lang am Lagerfeuer sitzen. Ein wenig unheimlich ist es schon, wenn in der Ferne die Schakale zu heulen beginnen. In der Nacht gehen wir nicht so gern aufs Klo.

 

Wo sich in den jetzt staubigen Tälern auch in der Trockenzeit ein wenig Vegetation halten konnte, entdecken wir in den nächsten Tagen Strauße, Giraffen, Antilopen und Steppenpaviane. Die beiden Mädels werden schnell ziemlich gut darin, Tierspuren im Sand zu identifizieren. So ist die Aufregung groß, als wir am vierten Tag in der Früh im weiten Tal des Hoanib große, runde Fußabdrücke samt frischen Elefantenhaufen am Weg sehen. Ein paar Kilometer weiter steht dann plötzlich eine ganze Herde Wüstenelefanten vor uns. Gemächlich und fast geräuschlos stampfen die Tiere mit ihren Jungen durch das ausgetrocknete Flussbett auf der Suche nach Essbarem. Sie lassen sich von uns nicht stören. Wir sind begeistert, wie nahe und wie lange wir die Elefantenherde beobachten können.

 

Langsam geht allerdings vor allem unser Wasservorrat zur Neige. Am vierten Tag wollen wir das kleine Dorf Sesfontein auf der anderen Seite des Schutzgebiets erreichen. Zum Schluss wird es dann doch noch ein wenig sandig, die einzelnen Spuren verlieren sich in den kleinen Sanddünen im Flusstal. Von wegen „no sand“. Ein wenig schlauer sind wir diesmal allerdings, als noch in Swakopmund. Hedi und Stefan erkunden zuerst mögliche Routen zu Fuß, bevor wir uns mit dem Auto eingraben.

 

Als wir in Sesfontein einrollen, sind wir auch wieder froh über andere Menschen, Handyempfang und - eine gute Schotterpiste.

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