Königreich der Berge
Lesotho 🇱🇸
Auf Pferden durch die Berge
Schon wieder reitet ein vermummter Bankräuber am Wegesrand auf seinem Pferd an uns vorbei.
Die Sturmhaube hat er tief ins Gesicht gezogen, seine Augen blitzen durch schmale Sehschlitze. „Dumelah!“ schreit er lauthals, als er uns vorbeigehen sieht, und reckt den Daumen in die Höhe. Schön langsam gewöhnen wir uns an das ein wenig furchteinflößende Outfit der Hirten von Lesotho. Vor ein paar Tagen sind wir mit dem Auto über den steilen, zerfurchten Sani Pass in das kleine Land geklettert, das von den Drakensbergen umzingelt auf einer kargen Hochebene mitten in Südafrika liegt. Das Königreich ist das einzige Land der Welt, das zur Gänze über 1000 Meter Seehöhe liegt.
Wir sind auf dem Weg nach Malealea im Westen der Highlands. Durch Zufall haben wir beim Wildzelten in den Bergen eine nette französische Familie mit drei Kindern kennengelernt, die ebenfalls mit dem Auto durch Afrika unterwegs sind. Sie haben uns von mehrtägigen Pony Wanderungen in der Gegend von Malealea vorgeschwärmt. Mavie war gleich Feuer und Flamme. Wir übrigen drei sind ein wenig skeptischer, immerhin haben wir kaum Pferderfahrung. Also eigentlich gar keine. Das treffe sich gut, meint Rumpi jetzt verschmitzt in ganz passablem Englisch, als wir uns in Malealea wegen Ponytrecks erkundigen: „Wir haben auch Pferde ohne jeglicher Erfahrung!“
Was soll da noch schiefgehen? Los geht’s!
Rumpi und und sein Freund David werden uns in den nächsten zwei Tagen mit in die Berge begleiten. Wir sitzen jeweils auf einem eigenen Pony, ein weiteres Packpferd schleppt unsere Vorräte. Gemütlich reiten wir aus dem Dorf hinaus. Rund um uns ragen die kahlen Gipfel der Malotiberge in die Höhe, auf den saftigen Wiesen blühen die Frühlingsblumen. Bauern spannen ihre Ochsen vor die Pflüge, um die kleinen Felder an den Berghängen zu beackern.
Mavie reitet auf ihrem Pony gleich hinter Rumpi her. Wir anderen drei folgen mit ein wenig Abstand und beginnen, uns langsam ein wenig zu entspannen. Die Landschaft ist grandios und das Reiten gar nicht so schwer. Just in diesem Moment zeigt Rumpi auf eine Schlucht vor uns. Der Feldweg bricht unvermittelt bei einer Felskante ab, ein steiler Pfad führt hinunter zum Fluss. Unser Weg in die Berge.
„Lehnt euch zurück!“, ruft Rumpi noch, bevor er im Abgrund verschwindet.
Wir kommen kaum dazu nachzudenken, da klettern unsere Ponys bereits den Hang hinunter. Die Tiere sind dabei unglaublich geschickt, wir etwas weniger. Hedi und Mavie stellen sich besser an, Christa und Stefan versuchen jedoch etwas unbeholfen im Sattel zu bleiben und nicht vornüber vom Pferd zu fallen. Links von uns geht’s fast senkrecht bergab. Uns ist schon etwas mulmig zumute, aber wir vertrauen unseren Ponys, die trittsicher von Fels zu Fels immer weiter in die Schlucht steigen.
Rumpi scheint mit uns zufrieden, immerhin kommen wir gut unten an. Wir können aber kaum verschnaufen, da deutet unser Guide schon auf den breiten Fluss vor uns. Die einzige Hängebrücke hat vor einigen Monaten ein Hochwasser mitgerissen, ein paar Stahlträger liegen noch in der Mitte des Flussbetts. „Könnt ihr schwimmen?“, fragt Rumpi. Als wir bejahen, ist er sichtlich erleichtert. „Ich nämlich nicht“, meint er, „Sollte ich vom Pferd fallen, müsst ihr mich retten!“ Ohne weitere Umschweife treibt er sein Pony in die Fluten. Wir sollen genau in seiner Spur bleiben. Das ist leichter gesagt als getan, schon nach ein paar Metern stehen unsere Pferde bis zum Bauch im braun-trüben Wasser. Wir müssen die Füße anziehen und ein wenig im Sattel balancieren, um nicht komplett nasse Hosen zu bekommen, während sich die Ponys einen Weg durch den Fluss suchen. Ernsthafte Sorgen vom Pferd zu fallen haben wir nicht, allerdings haben wir doch Bedenken, ob unser Kameraequipment in den Satteltaschen nicht geflutet wird. Zum Glück geht alles gut, allein ein paar Schuhe sind nach der Querung tropfnass.
Auf der anderen Seite führt ein ebenso steiler Pfad wieder aus der Schlucht hinaus.
Bergauf fühlen wir uns um einiges sicherer im Sattel. Unsere kleine Truppe reitet immer weiter in die Berge hinein. Auf einem schmalen Pfad folgen wir einem Flusstal immer höher die Berghänge hinauf. Straßen gibt es hier keine mehr. Ab und zu treffen wir einen Hirten mit seinen Schafen und Ziegen oder kommen an Rundhütten aus Stein vorbei, die an den steilen Hängen picken. Alte Frauen sitzen vor blau gestrichenen Holztüren, kleine Kinder laufen und winken uns energisch zu, sobald sie uns entdecken.
Am späten Nachmittag erreichen wir das Dorf Ribaneng. Hier dürfen wir in einer Rundhütte des Clanchiefs übernachten. Wir sind froh, absatteln zu können, das lange Reiten sind unsere Oberschenkel nicht gewöhnt. Nach einer kurzen Verschnaufpause schauen wir uns im Dorf um. Ribaneng liegt ziemlich malerisch am Abschluss des Tales. Nicht unweit von uns stürzt sich ein Wasserfall eine Steilstufe hinab, unterhalb des Dorfes gurgelt ein glasklarer Gebirgsbach. Die Hirten treiben gerade ihr Vieh von den höher gelegenen Weiden zurück in die Kraals am Ortsrand, Frauen fachen vor den einfachen, mit Stroh gedeckten Steinhütten Kochfeuer an.
Es dauert nicht lange, bis eine Schar Jugendlicher auftaucht.
Sie wedeln mit abgegriffenen Jollykarten und zeigen fragend auf Hedi und Mavie. Die Älteste von ihnen kann ein paar Fetzen Englisch, die Regeln sind schnell erklärt. Es geht hoch her, als wir am Dorfplatz im Gras sitzen, die Karten auf den Ablegestapel fliegen und zum Gaudium der Kinder vom Dorf zuerst Stefan, dann Christa alle Runden gewinnen.
Als die untergehende Sonne die Wolken im Westen blutrot färbt, taucht sie die ganze Szenerie in ein unglaublich kitschiges, goldenes Abendlicht. Auch Rumpi und der Chief des Dorfes wirken rundum zufrieden, als sie in ihrer seltsam anmutenden Klicksprache Dorftratsch austauschen und scherzen, während am Abendhimmel die ersten Sterne aufleuchten.
Tauschen würden wir mit den beiden aber trotz des ganzen Idylls nicht wollen.
Uns wird schnell bewusst, wie hart das alltägliche Leben hier heroben ist. Im gesamten Dorf gibt es weder Fließwasser noch Strom, in den Nächten wird es in den Bergen auch jetzt im Frühling noch empfindlich kühl. Wir sind froh, dass wir unsere guten Schlafsäcke mit dabei haben. Als es finster wird, verkriechen wir uns in unserer Hütte und richten uns auf dünnen Plastikmatratzen am Lehm gestampften Boden unser Schlaflager ein. Während wir versuchen einzuschlafen, probiert zur Belustigung von Hedi und Mavie ein kleiner, wuscheliger Hundewelpe hartnäckig unter der windschiefen Eingangstür zu uns in die Hütte zu kriechen. Mavie setzt ihn immer wieder vor die Tür, bis er endlich kapiert, dass wir ihn nicht in unseren Schlafsäcken wollen. Langsam kehrt doch Ruhe ein und wir schlafen tief und fest, während vor unserer Hütte die Schafe blöken und die Ziegen meckern.
Am nächsten Morgen sattelt Rumpi unsere Pferde, als wir im Morgenlicht vor unsere Hütte unser mitgebrachtes Frühstück mampfen. Heute haben wir schon etwas mehr Übung, unsere Ponys bleiben manchmal auch wirklich stehen, wenn wir das wollen. Allerdings sind vor allem Christa und Stefan heilfroh, als wir am frühen Nachmittag zurück in Malealea fast von den Pferden fallen. Der Muskelkater wird uns noch einige Tage begleiten.
Es gibt wohl keinen Ort im Hochland von Lesotho, an dem nicht ein Hirte von hinter einem Stein hervorspringt, sobald man wo anhält.
Nicht das südlichste, aber wohl das spektakulärste Kap in Südafrika
Einer der südlichsten Strände in Afrika in der Nähe vom Kap der Guten Hoffnung.
Pittoreske Weingüter, sanfte Hügel, grüne Weingärten, gute Restaurants. Stellenbosch wirkt ein wenig wie ein Stück Europa mitten in Südafrika.
Ausblick auf die Stadt vom Signal Hill aus. Am Tafelberg war uns zu viel los.
Große Sanddünen und ewige, menschenleere Strände laden zum Muschelsuchen ein. Das Wasser ist sau kalt.
Ein paar hundert Kilometer östlich von Kapstadt trifft am südlichsten Punkt des Kontinents der Atlantik auf den Indischen Ozean.
An Mavies Geburtstag besuchen wir ein paar Pinguine.
Auch neben dem berühmten Boulder Beach trifft man in Simon's Town auf ein paar gefiederte Freunde.
Im Kalagadi Transfrontier Nationalpark entdecken wir in einem Baum versteckt eine junge Eule.
Einmal ein Tier, das wir nicht aufwändig suchen müssen, sondern das neugierig zu uns zum Campingplatz kommt. Vielleicht gibt's ja ein paar Krümel?
Unseren letzten Campingplatz im Kalagadi Transfrontier Park müssen wir mit einer Kolonie Erdmännchen teilen.
Im dünn besiedelten Namibien gibt's unzählige Plätze, um den südlichen Sternenhimmel zu bewundern.
Bei der weltbekannten Salzpfanne mit den vor über 1000 Jahren abgestorbenen Bäumen ist man besser früh dran, bevor die Touristenmassen eintreffen.
Die riesigen Sanddünen des Soussusvlei erstrahlen im frühen Morgenlicht.
Die Qual der Wahl: In der Namib gibt es mehr als genug Sanddünen zum Raufklettern und Runterlaufen.