Feuer in der Kalahari
Botswana 🇧🇼
Sandige Allradpisten, einsame Campingplätze
Schon die Zufahrt zum Nationalpark war anspruchsvoll.
Wir sind froh beim Gate zu sein, auf 45 Kilometer haben wir uns durch teilweise tiefen Sand gepflügt. Aber seit wir uns in Swakopmund eingegraben haben, haben wir doch einiges dazugelernt: Wir haben Luft aus den Reifen gelassen, der Allrad ist auf Low–Range, die Differentialsperre ist aktiviert. So kommen wir ganz gut durch den pulverfeinen Sand, der manchmal bis über die Motorhaube staubt, wenn unser Toyota gerade wieder einmal mit der Nase in ein Loch in der Piste taucht.
Der Nationalpark verlangt uns einiges an Respekt ab. Hier gibt es nirgends Handyempfang, und laut Parkregeln dürfen immer nur eine handvoll Autos in ein Gebiet so groß wie die halbe Schweiz. Die wenigen Plätze zum Campen liegen verstreut im Park, Wasser gibt es keines. Die nächsten 6 Tage sind wir komplett auf uns alleine gestellt. Unser Auto ist vollgestopft mit Proviant und 100 Liter Trinkwasser, unseren Doppeltank haben wir noch im letzten Ort mit 140 Liter Diesel vollgetankt. Für die Kalahari haben wir uns auch bereits in Österreich einen SOS–Knopf besorgt, mit dem wir in einem Notfall über Satellit Hilfe anfordern können. Aber so weit wird es hoffentlich nicht kommen.
Stefan erkundigt sich nun beim Parkranger beim Gate über die Pistenverhältnisse innerhalb des Parks.
Der ist sehr entspannt: „My colleague here tells me the track to Piper Pan is very sandy, but I tell you: You go, you dig yourself in, you dig yourself out, and then you come back and tell me!“ Christa will wissen, wo wir die besten Chancen auf große Katzen hätten. „Everywhere“, meint der Ranger, „you‘ll see: comes nightfall there will be drama!“ Klingt danach, als hätten wir ein paar Tage mit jeder Menge Aufregung vor uns.
Zwei Tage später. So viel Drama hätten wir gar nicht gebraucht. Gestern noch haben wir im Abendlicht eine wunderschöne Runde durch das breite Deception Valley gedreht. Das hohe Gras der Savanne leuchtete golden in der tief stehenden Sonne, Akazienbüsche überzogen die Landschaft mit einem spektakulären gelben Blütenteppich. Dutzende Springböcke grasten friedlich auf offenem Feld, und auch die größeren Oryxantilopen mit ihren langen Hörnern trauten sich nach der Hitze des Tages aus dem Schatten der einzelnen, wenigen Bauminseln. Dazwischen jagten ein paar freundliche Schakale nach Mäusen und kleinen Vögeln. So haben wir uns das vorgestellt! Dass kurz vor Sonnenuntergang am Horizont im Südosten schwarzen Rauchsäulen aufstiegen, ignorierten wir geflissentlich. „Don’t worry. That‘s days or even weeks away“, erklärte ein Südafrikaner, dem wir begegneten.
Jetzt stehen wir mit unserem Auto auf einer alten, bewachsenen Sanddüne, und direkt vor uns brennt die Savanne.
Links und rechts vom Weg lodert das Feuer, die hohen Rauchwolken färben das Sonnenlicht und den sandigen Boden orange. Rauch beißt uns in der Nase. Kurz überlegen wir umzudrehen, aber auch neben und hinter uns züngeln bereits kleine Flammen. Zum Glück brennt nur das hohe, ausgetrocknete Gras, nur selten geht ein Busch in Flammen auf. Immer wieder geht dem Strohfeuer fast der Brennstoff aus, bevor der Wind wieder in die Flammen fährt und die Feuer weiter in unsere Richtung treibt.
Wir müssen auf die hintere, windabgewandte Seite des Feuers. Nach ein paar Minuten Warten lässt Stefan in einem günstigen Moment den Motor aufheulen, und wir brechen mit voller Geschwindigkeit durch den Rauch. Auf der Hinterbank macht sich ein wenig Panik breit: Mavie verkriecht sich in der Rückbank, Hedi schaut beängstigt aus dem Fenster. Doch nach ein paar Sekunden ist der Spuk vorbei, wir sind durch!
Es ist schon spät am Abend, aber auf dem Platz, auf dem wir unser Nachtlager aufschlagen wollten, können wir nicht bleiben.
Hier hat es zwar nicht gebrannt, aber wir sind noch viel zu nahe am Feuer. Als wir hastig unsere Campingsessel und unseren Tisch einsammeln, regnet es Asche vom Himmel und überall steht Rauch in der Luft. Hedi und Mavie sind alles andere als begeistert. Wir machen uns aus dem Staub und fahren soweit weg vom Feuer in Richtung Osten, wie das letzte Tageslicht es zulässt. Es dämmert bereits, als wir einen geeigneten Platz finden: Wir stellen uns mitten auf eine große Pfanne, auf der kaum Gras wächst. Selbst wenn der Wind drehen sollte, sind wir hier sicher.
Am nächsten Morgen überlegen wir lange, ob wir abbrechen sollen. Zu viert stimmen wir schließlich ab und entscheiden uns - unter Protest von Mavie - trotz des Feuers erst einmal zu bleiben. Der stete Ostwind treibt die Flammen immer weiter von uns weg. So lange wir nicht zu weit in den Westen fahren, sollten wir kein Problem haben.
Zuerst können wir die Spur der Verwüstung, die die Feuerschneise durch die Landschaft gezogen hat, kaum glauben.
Erstaunlicherweise dürften die Tiere aber ganz gut damit zurecht kommen. In den nächsten Tagen sehen wir Giraffen gelassen durch die abgebrannte Savanne ziehen und die unversehrten Blätter von den höheren Bäumen fressen. Eine Löwin liegt unbekümmert bei einem Wasserloch auf einem Fleck unverbranntem Gras, während rings um sie herum noch kleine Glutnester brennen. Steinböckchen suchen zwischen abgebrannten Halmen nach Futter, als sei nichts passiert.
Auch wir arrangieren uns mit dem Flammen, so weit es geht. Der Rauch in der Luft ist teilweise unangenehm, wir werfen immer wieder Sand in die Luft, um die Windrichtung im Auge zu behalten. Wenn wir am Abend irgendwo einen orangen flackernden Lichtschein in der Nähe sehen, stellen wir uns alle zwei Stunden einen Wecker, um das Feuer beobachten und notfalls zu einem anderen Platz fahren zu können. Für die letzten beiden Tage finden wir sogar eine ganz unversehrte Ecke des Parks, die wir komplett für uns alleine haben.
Wegen des Feuers sind noch weniger Leute im Nationalpark als normalerweise.
Lediglich ganz am Schluss, auf unserem Weg hinaus, treffen wir wieder auf zwei andere Autos, die gerade in die Gegenrichtung unterwegs sind, und warnen sie vor den Feuern. Das erste Ehepaar hat schon von den Feuern gehört und ist sichtlich besorgt, doch der ältere Südafrikaner im zweiten Auto nimmt‘s sehr sportlich: „Fires? Awesome!“, ruft er fast begeistert, als wir ihm von unserem kleinen Abenteuer erzählen. Wir wünschen ihm viel Spaß, für uns war es fürs Erste genug Drama. Zurück in die Zivilisation zum Boteti River auf einen richtigen Campingplatz mit Pool!
Viele Oryx Antilopen haben gerade ein junges Kalb.
Uns beeindrucken die imposanten Hörner der Oryx.
Ich geh dann mal Futter suchen.
Ist der nicht zum Streicheln süß?
Ein Schabrackenschakal auf erfolgreicher Taubenjagd.
Die Leopardin beobachtet uns argwöhnisch. Sie bewacht ihr Kleines...
...das sich ganz in der Nähe im hohen Gras versteckt hat.
Die beiden haben sich's unter einem schattigen Baum gemütlich gemacht.
Zebras am Weg zu einer Wasserstelle am Boteti Fluss.
Wir haben gerade fertig gegessen, als ein großer Besucher bei uns vorbeischaut.
Das Rudel afrikanischer Wildhunde hat gerade einen Wasserbock erbeutet.
Zwei satte Wildhunde spielen vergnügt nach dem ergiebigen Abendessen.
Was machen denn die Zweibeiner hier bei meinem Baum?
Der große Bruder erteilt dem kleinen Frechdachs gerade eine Lektion.
Bei einem Elefant hält auch ein Löwe einen Respektabstand.
Abendstimmung am Grenzfluss zwischen Botswana und Namibia.