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Zeltgeschichten

Australien 🇦🇺

Zelten auf der Eyre Peninsula

Lincoln Nationalpark, April 2018

Wir genießen den großen Luxus, in Australien viel Zeit zu haben und schon mal hier gewesen zu sein. Viele Touristen Highlights haben wir schon vor 15 Jahren abgehakt, und diesmal sind wir in Gegenden unterwegs, die nicht unbedingt jeder auf seiner Reiseroute hat. Wir zelten oft, meist in unbekannten, kleinen Nationalparks, wie dem Lincoln Nationalpark an der Südspitze der Eyre Halbinsel.

 

Hier hat uns schon die Anfahrt getaugt. Das Heck unseres Autos ist wieder einmal vom letzten Großeinkauf bis unters Dach mit Lebensmitteln vollgestopft, denn die nächsten Tage müssen wir uns selbst versorgen. Langsam kriechen wir den holprigen 4x4 Track zur Spalding Cove entlang. Dort wollen wir unser Zelt aufschlagen. 

 

Die Bucht ist traumhaft. Vor uns liegt das glasklare Meer, Pelikane schwimmen im Wasser, hunderte Möwen kreischen, Reiher versuchen im seichten Gewässer ihr Jagdglück. Außer uns hat nur ein Fischer sein Lager hier aufgeschlagen.

Hedi und Mavie klettern beim Zelt

Wir wandern von einer einsamen Bucht zur nächsten

Hedi und Mavie hüpfen sofort aus dem Auto und verschwinden auf den nächstbesten Eukalyptusbaum. Seit wir vor ein paar Tagen Koalas in freier Wildbahn gesehen haben, spielen die beiden ständig Koalabär und turnen dabei auf Bäumen herum. Stefan macht sich zuerst einmal ein Cooper‘s auf. Die Vorräte sind gut eingeteilt und das Bier muss getrunken werden, solange es noch kalt ist. Dann ist Zeit zum Zelt aufstellen.

 

Hedi ist mit viel Überredungskunst doch noch vom Baum herunter zu locken. Sie soll zur Abwechslung wieder einmal etwas für die Schule machen. Ein wenig widerwillig beginnt sie, auf der Kühlbox ihre Rechnungen in ihr Buch zu krakeln. Mavie will natürlich sofort und unbedingt auch. Zum Glück haben wir für sie ein Mathematikbuch der ersten Klasse mit, in das sie ein paar Zahlen malen kann. Außerdem steht heute noch Sachunterricht am Stundenplan. Die beiden Aufgaben Mit-Schaufel-ein-Klo-Loch-Graben und Mit-möglichst-wenig-Wasser-Geschirr-Abwaschen meistern die beiden schon mit Bravour. 

 

Sonst kommt der Unterricht zur Zeit fast ein wenig zu kurz. Kein Wunder, müssen wir ja auch zum Beispiel heute noch nach dem Mittagessen den Nationalpark ein wenig erkunden. Auf Wanderwegen geht es durch Heideland, große Granitblöcke laden zum Herumkraxeln ein. Wir wandern von einer einsamen Bucht zur nächsten, Mavie hält Ausschau nach Delfinen und Seelöwen. In der Yacht Cove machen wir Pause, wir holen unsere Butterbrote aus dem Rucksack. Die beiden Mädels haben aber fast keine Zeit zum Jausnen, sie bauen lieber am verlassenen Strand Burgen aus Sand. Christa und Stefan lassen sich in der Zwischenzeit die Sonne ins Gesicht scheinen und beobachten den Seeadler, der über unseren Köpfen seine Kreise zieht.

Am Weg zu einem Strand in Südaustralien

Immerhin herrscht Feuer Warnstufe "High"

Zurück beim Zelt suchen Hedi und Mavie eifrig Brennholz. Wir heben am Strand eine kleine Grube aus. Hedi wacht darüber, dass wir alle Feuer-Regeln genau einhalten: Den Abstand zum nächsten Busch misst sie mit großen Schritten aus, den Durchmesser unserer Grube beäugt sie kritisch. Immerhin herrscht Feuer Warnstufe „High“. Zum Glück bekommen wir das OK von Hedi, und dem Steckerlbrot Grillen steht nichts mehr im Wege. Laut Plan muss ja heute Abend auch noch das Bier und der Portwein ausgetrunken werden. Und dann ist doch noch ein wenig Zeit für Schule: Hedi übt mit glühendem Stecken in Schreibschrift ihren Namen in die Luft zu zeichnen.

 

Insgesamt bleiben wir vier Tage im Nationalpark. Die meiste Zeit sind wir komplett alleine. Wir klettern auf riesige Sanddünen, wagen uns an den Rand karger Steilklippen, treiben einen Emu vor unserem Auto her. Die Sonne lacht vom Himmel, die Wellen des südlichen Ozeans rollen mit Wucht gegen die Küste. Es könnte noch eine Zeit so weiter gehen, allein die Essensvorräte gehen zur Neige.

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