Leben am Nil
Ägypten 🇪🇬
Segeln auf einer Felucca
Ägypten hat einen ganz eigenen Soundteppich.
“My friend! Taxi?”, “Mister, Mister! You know how much for this?”, “Camelride sister?”, “This way to perfume shop!”, “Where from?” Die meiste Zeit können wir die Umwerbungen ganz gut ignorieren. Bald haben wir gelernt, mit einem forschen “La, shukran!” unsere Verfolger wieder abzuschütteln. “Nein, danke!” Kein Interesse. Mavie hat sich schnell ein melodisches “Woi ma ned!” mit einer lässigen Handbewegung eintrainiert.
Bei allem Verständnis für die vielen Möchtegern Touranbieter, Taxifahrer oder Tandverkäufer, die sich mit den unzähligen Touristen ihren kargen Lebensunterhalt verdienen wollen, ist die ständige Belagerung auf Dauer nervenaufreibend. Ägypten ist sicher das anstrengendste Land unserer Reise bisher. Beim Taxifahren, im Restaurant, bei den Unterkünften. Wir sind ständig ein wenig auf der Hut, nicht übervorteilt oder reingelegt zu werden. Manchmal sind wir dabei erfolgreich, manchmal gewinnen die Ägypter.
Allerdings ist das nicht die ganze Geschichte.
Taha, der Besitzer eines kleinen Guesthouses in einem nubischen Dorf in Oberägypten, ist unglaublich bemüht und scheut keine Mühe, uns eine angenehme Zeit zu bereiten. Wann immer wir auch fragen, ist er sofort mit einem Lächeln zur Stelle, um uns mit seinem kleinen Motorboot über den Nil in die Stadt nach Assuan überzusetzen. In Abu Simbel bietet die Hausherrin Mona wie selbstverständlich an, unsere Wäsche zu waschen, als sie mitbekommt, dass wir kaum noch saubere T–Shirts haben. Der Taxifahrer zum Philaea Tempel macht uns auf das offizielle, aber versteckt aufgehängte Preisschild für die kurze Bootsfahrt zum Tempel auf die Nilinsel aufmerksam und mahnt uns dringlich, nicht zu viel zu zahlen. Im konkreten Fall scheitern wir dann zwar kurz später spektakulär an der Bootsmafia, aber wir begegnen eben doch oft unverhofft Leuten, denen wir das allgegenwärtige “Welcome to Egypt!” auch wirklich abnehmen.
Trotzdem brauchen wir nach ein paar Wochen im Land eine Verschnaufpause.
Wir wollen mit einer Felucca, einem kleinen Segelboot, von Assuan aus den Nil hinunter schippern. Es ist nicht ganz einfach, einen vertrauenswürdigen Kapitän aufzutreiben, aber als uns Mustafa und seine zweiköpfige Crew mit einem breiten Lachen auf ihrem Boot willkommen heißen, atmen wir erleichtert durch. Gemeinsam mit fünf anderen Passagieren werden wir drei Tage lang am Nil in Richtung Luxor segeln.
Wir haben keinen Motor, unsere Felucca schneidet geräuschlos durchs Wasser. Mustafa kreuzt gekonnt gegen den Wind. Geschickt weicht er den dreistöckigen Nilkreuzschiffen aus, die uns immer wieder begegnen, und holt rechtzeitig das große Segel ein, um unter einer Brücke durchzugleiten. Stundenlang sitzen wir am und unter dem Sonnendach und lassen die Landschaft an uns vorbeiziehen. Am Ufer stehen kleine Dörfer, Bauern bringen mit ihren Eselskarren die Ernte ein. Hinter den Dattelpalmen und der grünen Flussoase leuchten gelb die kargen Hügel der Steinwüste. Ab und zu ertönt das schrille Pfeifen eines sich nähernden Zugs.
Wir verstehen uns prächtig mit Tatjana und José aus Brasilien, die gemeinsam mit ihrer 72 jährigen Mutter Cora mit an Bord sind. Cora beeindruckt uns ein wenig, wie sie in ihrem Alter mit den einfachen Bedingungen am Boot zurecht kommt. Es gibt keine Sessel - gegessen wird sitzend am Boden - und zum Schlafen rollen wir unsere Schlafsäcke auf den Matten unter dem Sonnendach aus. Auch Hedi und Mavie sind ganz zufrieden, einmal andere Ansprechpartner als nur ihre Eltern zu haben. Hedi lernt vom Bootsjungen Hesham Backgammon spielen, Mavie hilft Koch Hema bei der Zubereitung des Abendessens.
Immer wieder landen wir für kurze Halte am Ufer an.
Für uns gute Gelegenheiten, um zur Abkühlung in den Fluss zu springen oder mit einer Gruppe Beduinen zu schwatzen, die ihr Zeltlager am Fluss aufgeschlagen haben, und für ein kleines Trinkgeld eine Tasse Gewürzkaffee über dem offenen Feuer für uns rösten. Belustigt beobachten wir beim Stopp in Daraw eine Gruppe Kinder, die ihre Schafe mit Waschpulver einreiben, bevor sie die unwilligen Tiere an den Hörnern zum Waschen in den Nil ziehen. Die Mannschaft muss während der Zwischenstopps kleinere Arbeiten erledigen. Hesham putzt das Boot. Mustafa besorgt frisches Eis, damit das Bier in der Kühlbox kalt bleibt. Hema holt frisches Gemüse vom Markt und muss einmal für einen Kübel Pech in ein nahegelegenes Dorf laufen, um ein kleines Leck am Rumpf unserer Felucca abdichten zu können.
Die übrigen Passagiere verlassen bereits am dritten Tag das Boot.
Wir sind nur mehr zu viert, als Mustafa am letzten Abend unsere Felucca auf einer Schilfinsel mitten am Fluss vertäut. Die Sonne ist schon hinter den Palmen im Westen versunken, eine leichte Brise hält uns die Mücken fern. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Nur drei Esel grasen friedlich auf der kleinen Insel, während Reiher im seichten Wasser staken und Graufischer gekonnt über dem Fluss schweben, bis sie sich plötzlich im Sturzflug in die Fluten stürzen. Morgen heißt es leider wieder Abschied nehmen von diesem entschleunigten Leben am Fluss.
Alle anderen schlafen bereits, aber wir sitzen heute noch lange oben am Dach des Boots und staunen über den prächtigen Sternenhimmel, der sich hier über uns und und den Nil spannt. In diesem Moment können wir Mustafa gut verstehen. Er hat schon in Dubai und in Hurghada am Roten Meer gearbeitet, aber da hatte er Heimweh. Wir haben ihn gefragt, ob er da nicht besser verdienen würde. Mustafa hat nur kurz überlegt und dann sein breites Grinsen aufgesetzt. Ein bisschen Stolz schwingt in seiner Stimme mit als er antwortet: „The Nile is my life!”
Unser Kapitän Mustafa kreuzt mit der Falucca gekonnt über den Nil - und ist immer für einen Spaß zu haben.
Am Dach des Segelboots kann man mit einem kalten Bier gemütlich dabei zuschauen, wie die Landschaften des Nils vorbeiziehen.
Eine der wohl berühmtesten Tempelfassaden dieser Erde. Wir sind beeindruckt vom Alter und der schieren Größe der Statuen.
Wir bleiben über Nacht in dem kleinen Dorf an der sudanesischen Grenze und haben so am Abend den Tempel für uns alleine.
Der Tempelkomplex in Edfu besitzt noch immer seine originale Decke, wodurch ein Besuch für uns besonders stimmungsvoll ausfällt.
Wir leihen uns Räder aus, um zu den berühmten Felsengräber der Pharaonen zu radeln. Allerdings heißt es da wegen der Temperaturen früh aufstehen!
Eine Ballonfahrt in Luxor sollte man sich nicht entgehen lassen, auch wenn's touristisch zugeht. Die Ausblicke über die Wüste sind sensationell.
Wir haben einen sehr erfahrenen Piloten, der unseren Ballon sicher über die Tempel und die Niloase steuert.
Nicht unbedingt einer der größten Tempel in der alten Hauptstadt Theben, aber einer unserer Lieblingstempel.
Der Tempel in Luxor zählt zu Recht zu einem der am meisten besuchten ägyptischen Bauwerke. Uns beeindruckt einmal mehr sein unvorstellbares Alter!
Ein Tempelwärter macht sich's im Schatten einer Säule bequem.
Auch im Karnak Tempel in Luxor sind bei den Wärtern Schattenplätze sehr beliebt. Kein Wunder, es hat schon im April über 40 Grad.
Ein Verkäufer bietet in den Straßen seine frischen Kräuter an.
Dieser Mann ist sichtlich ein wenig stolz, als wir ihm beim Eingang vor einer Moschee in Kairos Altstadt um ein Foto bitten.
In Kairos Altstadt spielt sich viel öffentliches Leben auf den Straßen ab. Dieser Mann bietet seine Melonen zum Verkauf.
Das Gebäudeensemble aus dem 12. Jahrhundert beherbergte ein Spital, eine Schule und ein Mausoleum und beeindruckt uns mit seiner Architektur.